Schul-Projekt im Schatten des Nahost-Konflikts

Samstag, 15. Mai 2021, Westfälischer Anzeiger Werne / Pelkum/Herringen


Schul-Projekt im Schatten des Nahost-Konflikts
Schüler des Märkischen Gymnasiums untersuchen „modernen Antisemitismus“ in Hamm
VON STEFAN GEHRE

Hamm-Westen – Angesichts der Eskalation in Nahost ist das Thema auch in Deutschland brandaktuell: In Gelsenkirchen tobt ein antisemitischer Mob, in mehreren Städten werden israelische Fahnen angezündet und in einzelnen Bundesländern wird der Schutz von jüdischen Einrichtungen verstärkt. Und genau in dieser Phase befassen sich Schüler des Märkischen Gymnasiums (MGH) mit dem Thema „Moderner Antisemitismus“. Man werde sich, wie Lehrerin Dr. Andrea Kolpatzik sagt, auf die Spuren jüdischen Lebens in Hamm begeben. Allerdings gehe es dabei weniger um das Traditionelle, sondern um die Zeit jetzt. Man wolle gemeinsam schauen, wo es auch in Hamm modernen, versteckten Antisemitismus gebe. Das könnten, so Kolpatzik, vor allem Graffiti sowie bestimmte Buchstabenkombinationen auf Hauswänden sein, die immer öfter das plakative Hakenkreuz ersetzten. „In einem virtuellen Stadtrundgang werden wir uns mit den antisemitischen Graffiti in unserer Stadt befassen.“ Man wolle auch Experten zu Wort kommen lassen, sich dem Thema künstlerisch annähern und sich der Frage stellen, wie man antijüdischen Tendenzen begegnen könne.

Eine Frage, die beantwortet werden muss, ist auch: Wie ist es an den Hammer Schulen und vor allem am MGH um das Thema bestellt? Denn: Historisch gesehen gilt das Verhältnis von Juden und Moslems als extrem angespannt, sind Antisemitismus und Judenhass in vielen muslimischen Ländern weit verbreitet. Bei der Demo in Gelsenkirchen waren zum Beispiel auch türkische Fahnen zu sehen. Und inwieweit kann das auf Hamm übertragen, eine Stadt, in der zehntausende Menschen eine –muslimische – Zuwanderungsgeschichte haben?

Unterstützt wird das Projekt vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der bereits vor Wochen alle Schulen dazu aufgerufen hatte, sich an dem Medienprojekt „Jüdisch hier – mediale Spurensuche in Westfalen“ zu beteiligen. Und das Interesse war „überraschend groß“. Aus den eingegangenen Bewerbungen wurden 25 Projektgruppen ausgewählt, darunter das MGH als einzige Schule im Hamm. Es bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, das jüdische Leben im eigenen Ort zu entdecken und in Medienprodukten zu dokumentieren. „Die Gruppen haben sich mit vielen tollen Ideen bei uns gemeldet. Dass das Thema trotz Pandemie und Distanzunterricht auf so viel Interesse stößt, ist ein gutes Zeichen“, sagt Projektkoordinatorin Marita Bräker. „Besonders freut es mich, dass es viele Projekte gibt, die den Bezug zum aktuellen und heutigen jüdischen Leben herstellen.“

So auch am MGH. Wie allen anderen Gruppen werden auch die Hammer Schüler die Ergebnisse ihrer Recherchen in Medienprodukten wie Videos, Hörspielen oder Fotostrecken dokumentieren. So sollen mediale Eindrücke aus ganz Westfalen zu jüdischem Leben entstehen und präsentiert werden.

Alle Projektergebnisse werden auf der Webseite juedischespuren.lwl.org sowie einem Instagram-Kanal gesammelt und präsentiert.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.